Weekly Spirit of Prophecy Reading
Kapitel 83: Der Gang nach Emmaus
Auf der Grundlage von Lukas 24,13-33.
Am späten Nachmittag des Auferstehungstages gingen zwei Jünger nach Emmaus, einer etwa zwölf Kilometer von Jerusalem entfernt liegenden Kleinstadt. Diese Jünger waren im Dienste Jesu nicht weiter in Erscheinung getreten; dennoch konnten sie als ernste Gläubige gelten. Nach Jerusalem gekommen, um das Passahfest zu feiern, waren sie bestürzt wegen der Ereignisse, die kürzlich geschehen waren. Sie hatten am Morgen die Kunde gehört, daß Jesu Leib aus dem Grabe verschwunden war, und hatten auch den Bericht der Frauen vernommen, die die Engel gesehen und Jesus getroffen haben wollten. Jetzt kehrten sie wieder nach Hause zurück, um über alles nachzusinnen und zu beten. Mit traurigen Gedanken gingen sie ihren abendlichen Weg dahin und unterhielten sich über das Verhör und die Kreuzigung. Noch nie waren sie so völlig entmutigt gewesen. Verzweifelt und verzagt wanderten sie im Schatten des Kreuzes.
Sie waren noch nicht weit gekommen, da gesellte sich ein Fremder zu ihnen. Sie waren aber so sehr in ihrer Schwermut und ihrer Enttäuschung gefangen, daß sie diesen Fremden nicht näher betrachteten. Sie setzten ihre Unterhaltung fort und tauschten ihre Gedanken aus. Sie besprachen die Lehren, die ihnen Jesus erteilt hatte und die sie nicht zu verstehen schienen. Als ihre Unterhaltung wieder auf die jüngsten Ereignisse zurückkam, sehnte sich Jesus danach, sie zu trösten. Er hatte ihren tiefen Kummer gesehen und verstand die widerstreitenden, wirren Gedanken, die in ihnen die Frage aufkommen ließen: Konnte dieser Mann, der sich so sehr erniedrigen ließ, der Christus sein? Sie konnten ihren Kummer nicht mehr zurückhalten und weinten. Jesus wußte, daß sie ihn sehr liebten, und es verlangte ihn danach, ihre Tränen abzuwischen und sie mit Fröhlichkeit und Jubel zu erfüllen. Aber zuerst mußte er ihnen einige Lehren mitteilen, die sie nicht mehr vergessen würden.
„Er sprach aber zu ihnen: Was sind das für Reden, die ihr zwischen euch handelt unterwegs? Da blieben sie traurig stehen. Und der eine, mit Namen Kleopas, antwortete und sprach zu ihm: Bist du allein unter den Fremdlingen zu Jerusalem, der nicht wisse, was in diesen Tagen darin geschehen ist?“ Sie berichteten ihm nun von ihrer Enttäuschung mit dem Meister, „welcher war ein Prophet, mächtig von Taten und Worten vor Gott und allem Volk; wie ihn unsre Hohenpriester und Obersten überantwortet haben zur Verdammnis des Todes und gekreuzigt.“ Mit vor Enttäuschung wundem Herzen und mit zitternden Lippen fügten sie hinzu: „Wir aber hofften, er sei es, der Israel erlösen würde. Und über das alles ist heute der dritte Tag, daß solches geschehen ist.“ Lukas 24,17-21.
Wie eigenartig war es doch, daß sich die Jünger nicht an Jesu Worte erinnerten und auch nicht daran dachten, daß er die Ereignisse der letzten Tage vorhergesagt hatte! Sie vergegenwärtigten sich nicht, daß sich der letzte Teil seiner Weissagung genauso erfüllen würde wie der erste und daß er schließlich am dritten Tage auferstünde. Daran hätten sie denken müssen. Sogar die Priester und Obersten hatten es nicht vergessen. Am Tage, „der da folgt nach dem Rüsttag, kamen die Hohenpriester und Pharisäer sämtlich zu Pilatus und sprachen: Herr, wir haben bedacht, daß dieser Verführer sprach, da er noch lebte: Ich will nach drei Tagen auferstehen.“ Matthäus 27,62.63. Die Jünger aber hatten sich dieser Worte nicht erinnert.
„Und er sprach zu ihnen: O ihr Toren und trägen Herzens, zu glauben alle dem, was die Propheten geredet haben! Mußte nicht Christus solches leiden und zu seiner Herrlichkeit eingehen?“ Lukas 24,25.26. Die Jünger fragten sich mit Erstaunen, wer dieser Fremdling sein mochte, daß er das Innere ihres Wesens ergründen konnte und daß er mit solchem Ernst, mit solcher Zärtlichkeit und Teilnahme und dabei doch so hoffnungsvoll zu ihnen sprach. Zum erstenmal seit dem Verrat Jesu faßten sie wieder etwas Mut. Oft blickten sie ihren Begleiter mit ernstem Gesicht an und dachten, daß seine Aussagen genau den Worten entsprachen, die Jesus gesprochen hätte. Höchstes Erstaunen erfaßte sie, und ihre Herzen begannen in freudiger Erwartung schneller zu schlagen.
Beim Buch Mose, dem Anfang der biblischen Geschichte, beginnend, erklärte ihnen Christus alle Schriftstellen, die sich auf ihn bezogen. Hätte er sich ihnen sofort zu erkennen gegeben, so wären sie zufrieden gewesen, und in der Fülle ihrer Freude würden sie nichts weiter verlangt haben. Und doch war es für sie notwendig, die Sinnbilder und Weissagungen des Alten Testamentes, die auf Jesus hindeuteten, zu verstehen; denn darauf sollte ihr Glaube ja gegründet sein. Christus tat kein Wunder, um sie zu überzeugen, sondern er sah es als seine erste Aufgabe an, ihnen die heiligen Schriften zu erklären. Sie hatten seinen Tod als Vernichtung all ihrer Hoffnungen angesehen, und nun zeigte Jesus ihnen aus den Propheten, daß gerade sein Kreuzestod der stärkste Beweis für ihren Glauben sei.
Indem Jesus jene Jünger lehrte, wies er auf die Wichtigkeit des Alten Testamentes hin als ein Zeugnis seiner Sendung. Viele vorgebliche Christen legen heute das Alte Testament beiseite und behaupten, daß es nicht mehr länger von Bedeutung sei. Doch dies lehrte Christus keineswegs. Er selbst schätzte es so hoch, daß er einmal sagte: „Hören sie Mose und die Propheten nicht, so werden sie auch nicht glauben, wenn jemand von den Toten aufstünde.“ Lukas 16,31.
Es ist Christi Stimme, die durch den Mund der Patriarchen und Propheten von Adam an bis zur Endzeit hin spricht. Der Heiland wird im Alten Testament genauso klar offenbart wie im Neuen Testament. Gerade das Licht der prophetischen Vergangenheit läßt das Leben Jesu und die Lehren des Neuen Testaments in aller Wahrheit und Schönheit hervortreten. Wohl ist Christi Wunderwirken ein Beweis seiner Gottheit; aber ein bedeutend stärkerer Beweis, daß er der Erlöser der Welt ist, wird durch den Vergleich der alttestamentlichen Weissagungen mit der Geschichte des Neuen Testamentes erbracht.
An Hand der alttestamentlichen Weissagungen gab Jesus den Jüngern ein genaues Bild davon, was er in menschlicher Gestalt darstellen sollte. Ihre Erwartung eines Messias, der seinen Thron und seine Herrschermacht in Übereinstimmung mit menschlichen Wünschen aufrichten müßte, war irreführend gewesen. Diese Auffassung wirkte sich störend darauf aus, sein Herabsteigen von der höchsten bis zu niedrigsten Stellung, die überhaupt eingenommen werden konnte, recht zu begreifen. Christus wünschte, daß die Vorstellungen seiner Jünger
in jeder Hinsicht klar und wahr wären. Sie mußten soweit wie irgend möglich alles, was mit dem Leidenskelch zusammenhing, der ihm bestimmt worden war, verstehen lernen. Er zeigte ihnen, daß der schreckliche Kampf, den sie jetzt noch nicht zu begreifen vermochten, die Erfüllung des Bundes bedeutete, der vor Grundlegung der Welt beschlossen worden war. Christus mußte sterben, wie jeder Gesetzesübertreter sterben muß, wenn er in seiner Sünde beharrt. Dies war also notwendig; aber das Ende soll keine Niederlage, sondern ein herrlicher, ewiger Sieg sein. Er sagte ihnen ferner, daß alle Anstrengungen gemacht werden müßten, um die Welt von der Sünde zu befreien. Seine Nachfolger müßten leben, wie er gelebt, und wirken, wie er gewirkt habe, mit ernstem, beharrlichem Eifer.
So sprach der Herr mit den Jüngern und öffnete ihre geistigen Augen, damit sie die heiligen Schriften verstünden. Wohl waren die Jünger müde; dennoch erlahmte die Unterhaltung nicht. Worte des Lebens und der Zuversicht flossen von den Lippen des Heilandes. Aber ihre leiblichen Augen wurden noch gehalten. Als er ihnen von der Zerstörung Jerusalems erzählte, blickten sie auf die verurteilte Stadt und weinten. Auch jetzt noch ahnten sie kaum, wer ihr Weggefährte war. Sie dachten nicht, daß der Herr, von dem sie gesprochen hatten, an ihrer Seite ging; denn Jesus sprach von sich selbst, als wäre er ein anderer. Sie hielten ihn für einen der Besucher, die zum Passahfest gekommen waren und nun wieder heimwärts zogen. Er ging ebenso vorsichtig wie sie über die spitzen Steine und hielt ab und zu mit ihnen an, um von der Mühe des Weges auszuruhen.
So schritten sie auf dem bergigen Wege voran, während der eine, der bald seine Stellung zur Rechten Gottes einnehmen würde und der von sich sagen konnte: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden“ (Matthäus 28,18), neben ihnen herging.
Währenddessen war die Sonne untergegangen, und bevor die Reisenden ihr Heim erreichten, hatten die Bauern auf dem Feld ihre Arbeit verlassen. Als die Jünger ihr Haus betreten wollten, schien es, als wolle der Fremde seine Reise fortsetzen. Doch die Jünger fühlten sich zu ihm hingezogen, und ihre Seele dürstete danach, mehr von ihm zu hören. Sie baten ihn: „Bleibe bei uns.“ Der Herr aber schien die Einladung nicht beachten zu wollen; darum nötigten sie ihn dringender: „Es will Abend werden, und der Tag hat sich geneigt.“ Da gab Jesus ihrer Bitte nach und „ging hinein, bei ihnen zu bleiben“. Lukas 24,29.
Hätten die Jünger den Herrn nicht so dringend genötigt, so würden sie nicht erfahren haben, daß ihr Reisegefährte der auferstandene Herr gewesen war. Christus drängt seine Gemeinschaft niemandem auf; er nimmt sich aber aller an, die ihn brauchen. Gern tritt er in die bescheidenste Hütte und erfreut das Herz des Allergeringsten. Sind die Menschen aber zu gleichgültig, um an den himmlischen Gast zu denken oder ihn zu bitten, bei ihnen zu bleiben, so geht er weiter. Viele erleiden auf diese Weise einen großen Verlust. Sie kennen dann Christus nicht besser als jene Jünger, die mit ihm nach Emmaus wanderten.
Ein einfaches Abendessen ist bald bereitet und wird dem Gast, der am Kopfende des Tisches Platz genommen hat, vorgesetzt. Da streckt Jesus seine Hand aus und segnet die Speise. Die Jünger stutzen. Ihr Begleiter breitet die Hände genauso aus, wie es ihr Meister zu tun pflegte. Sie blicken wieder hin — und siehe da, sie erkennen die Nägelmale an seiner Hand. Beide rufen zugleich aus: Es ist der Herr Jesus! Er ist von den Toten auferstanden!
Sie erheben sich, um ihm zu Füßen zu fallen und ihn anzubeten, aber er ist ihren Blicken entschwunden. Sie schauen auf den Platz, auf dem der gesessen hat, dessen Körper vor kurzem noch im Grabe ruhte, und sagen zueinander: „Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete auf dem Wege, als er uns die Schrift öffnete?“ Lukas 24,32.
Diese große Neuigkeit, die sie verkündigen müssen, erlaubt es ihnen nicht, einfach sitzen zu bleiben und zu erzählen. Müdigkeit und Hunger sind vergessen. Sie lassen ihre Mahlzeit unberührt, und voller Freude brechen sie sofort auf und eilen den gleichen Weg, den sie kamen, wieder in die Stadt zurück, um den Jüngern diese Botschaft zu bringen. An einigen Stellen ist der Weg unsicher, aber sie klettern über schroffe Steine und eilen auf glattem Fels dahin. Sie sehen und wissen nicht, daß sie unter dem Schutz dessen stehen, der vorher mit ihnen diesen Weg gegangen ist. Den Stab in der Hand, drängen sie vorwärts und möchten gern noch schneller gehen, als sie es jetzt schon wagen. Sie verlieren ihren Pfad und finden ihn wieder. Manchmal rennend, manchmal stolpernd, eilen sie weiter, ihren unsichtbaren Begleiter während der ganzen Wegstrecke immer neben sich.
Die Nacht ist dunkel, aber die Sonne der Gerechtigkeit scheint auf die eilenden Jünger. Ihr Herz droht vor Freude zu zerspringen. Sie fühlen sich wie in einer neuen Welt, haben sie doch erfahren: Christus ist ein lebendiger Heiland! Sie brauchen ihn nicht länger als Toten zu betrauern. Er ist auferstanden — immer und immer wieder sagen sie es vor sich hin. Diese Botschaft dürfen sie den Trauernden bringen. Sie müssen ihnen die wunderbare Geschichte von ihrem Gang nach Emmaus erzählen; sie müssen berichten, wer sich ihnen auf dem Wege angeschlossen hat. So tragen sie die größte Botschaft, die je der Welt gegeben wurde — eine frohe Botschaft, auf der alle Hoffnung der menschlichen Familie für Zeit und Ewigkeit ruht.
Kapitel 84: „Friede sei mit euch!“
Auf der Grundlage von Lukas 24,33-48; Johannes 20,19-29.
Endlich haben die beiden Jünger Jerusalem erreicht. Sie gehen durch das östliche Tor, das bei festlichen Gelegenheiten nachts geöffnet ist. In den Häusern ist alles dunkel und still, aber die beiden Wanderer finden ihren Weg durch die engen Gassen beim Schein des aufgehenden Mondes. Sie gehen zu dem Obergemach, in dem Jesus den letzten Abend vor seinem Tode verbrachte. Sie wissen, daß sie hier ihre Brüder finden werden. So spät es auch ist, die Jünger würden doch nicht eher zur Ruhe gehen, bis sie Genaues über den Verbleib des Leichnams ihres Herrn wußten. Die Tür zum Gemach ist fest verschlossen; sie klopfen an, aber keine Antwort erfolgt — alles bleibt still. Dann nennen sie ihre Namen, und endlich wird vorsichtig die Tür entriegelt. Sie treten ein und mit ihnen noch ein anderer, unsichtbarer Gast. Dann wird die Tür wieder verriegelt, um Späher fernzuhalten.
Die Wanderer finden alle in höchster Erregung. Die im Raum Versammelten brechen immer wieder in Lobpreis und Dank aus und rufen: „Der Herr ist wahrhaftig auferstanden und Simon erschienen.“ Lukas 24,34. Die Männer von Emmaus, von ihrem eiligen Marsch noch ganz außer Atem, erzählen darauf die wunderbare Geschichte, wie Jesus ihnen erschienen ist. Sie haben gerade ihren Bericht beendet, und einige meinen noch, sie könnten das alles nicht glauben, da es zu schön sei, um wahr zu sein, als auf einmal noch eine andere Gestalt vor ihnen steht. Aller Augen richten sich auf den Fremden. Niemand hat um Einlaß gebeten; niemand hat Schritte vernommen. Die Jünger sind bestürzt und fragen sich, was das bedeuten solle. Doch da hören sie eine Stimme, die keinem anderen gehört als ihrem Meister Jesus Christus. Klar und deutlich kommen die Worte von seinen Lippen: „Friede sei mit euch!“
„Sie erschraken aber und fürchteten sich, meinten, sie sähen einen Geist. Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr so erschrocken, und warum kommen solche Gedanken in euer Herz? Sehet meine Hände und meine Füße, ich bin‘s selber. Fühlet mich an und sehet; denn ein Geist hat nicht Fleisch und Bein, wie ihr sehet, daß ich habe. Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und die Füße.“ Lukas 24,36-40.
Die Jünger blickten auf seine grausam durchbohrten Hände und Füße. Sie erkannten auch seine Stimme, die ihnen wie keine andere in Erinnerung geblieben war. „Da sie aber noch nicht glaubten vor Freuden und sich verwunderten, sprach er zu ihnen: Habt ihr hier etwas zu essen? Und sie legten ihm vor ein Stück von gebratenem Fisch und Honigseim. Und er nahm‘s und aß vor ihnen.“ „Da wurden die Jünger froh, daß sie den Herrn sahen.“ Lukas 24,41-43; Johannes 20,20. An die Stelle ihres Zweifels traten Freude und Glauben. Mit Empfindungen, die nicht mehr in Worte zu kleiden waren, bekannten sie sich zu ihrem auferstandenen Heiland.
Bei Jesu Geburt hatte der Engel den Menschen Frieden und Wohlgefallen verkündigt. Nun, da Jesus zum erstenmal nach seiner Auferstehung den Jüngern erschien, begrüßte er sie mit dem Segenswort: „Friede sei mit euch!“ Jesus ist stets bereit, denen inneren Frieden zu schenken, deren Seelen mit Zweifeln und Ängsten erfüllt sind. Er wartet darauf, daß wir ihm unsere Herzenstür öffnen und zu ihm sagen: Bleibe bei uns! Er spricht: „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. So jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich eingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.“ Offenbarung 3,20.
Die Auferstehung Jesu war ein Sinnbild der Auferstehung aller, die in ihm schlafen. Das Aussehen des auferstandenen Heilandes, sein Wesen und seine Art zu sprechen waren seinen Jüngern vertraut. Wie Jesus von den Toten auferstand, so sollen alle, die in ihm ruhen, auch auferstehen. Wir werden unsere Freunde erkennen, wie die Jünger Jesus erkannten. Mögen sie im irdischen Leben mißgestaltet, krank und verkrüppelt gewesen sein — sie werden ebenmäßig und in vollkommener Gesundheit auferstehen. Und doch wird in dem verklärten Leib ihre Identität vollständig gewahrt sein. Dann werden wir erkennen wie auch wir erkannt sind. Vergleiche 1.Korinther 13,12. In Angesichtern, die in dem von Jesu Antlitz ausgehenden Licht hell erglänzen, werden wir die Züge unserer Lieben wiedererkennen.
Als Jesus seinen Jüngern erschien, erinnerte er sie an die Worte, die er vor seinem Tode zu ihnen gesprochen hatte, daß sich nämlich alles erfüllen müsse, was im Gesetz Mose, in den Propheten und in den Psalmen über ihn geschrieben stehe. „Da öffnete er ihnen das Verständnis, daß sie die Schrift verstanden, und sprach zu ihnen: Also ist‘s geschrieben, daß Christus mußte leiden und auferstehen von den Toten am dritten Tage; und daß gepredigt werden muß in seinem Namen Buße zur Vergebung der Sünden unter allen Völkern. Hebt an zu Jerusalem und seid des alles Zeugen.“ Lukas 24,45-48.
Die Jünger begannen jetzt das Wesen und den Umfang ihrer Aufgabe zu begreifen. Sie sollten der Welt die herrlichen Wahrheiten verkündigen, die Jesus ihnen anvertraut hatte. Die Ereignisse seines Lebens, sein Tod, seine Auferstehung, die Weissagungen, die auf diese Geschehnisse hinwiesen, die Heiligkeit des Gesetzes Gottes, das Geheimnis des Erlösungsplanes, die Macht Christi zur Vergebung der Sünden alles dies konnten sie aus eigener Erfahrung und Anschauung bezeugen, und sie sollten es der Welt mitteilen. Sie sollten das Evangelium des Friedens und der Erlösung durch Buße und die Kraft des Heilandes verkündigen.
„Da er das gesagt hatte, blies er sie an und spricht zu ihnen: Nehmet hin den heiligen Geist! Welchen ihr die Sünden erlasset, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.“ Johannes 20,22.23. Der Heilige Geist war noch nicht völlig offenbart; denn Christus war noch nicht verherrlicht worden. Die umfassende Gabe des Heiligen Geistes wurde ihnen nicht vor der Himmelfahrt des Herrn zuteil. Ehe dies nicht geschehen war, konnten sie ihren Auftrag, der Welt das Evangelium zu verkündigen, nicht ausführen. Jetzt erhielten sie den Heiligen Geist aus einem besonderen Grunde. Ehe die Jünger ihr Amt in der Gemeinde ausüben konnten, mußte Jesus ihnen erst seinen Geist eingeben. Er vertraute ihnen damit eine besonders heilige Gabe an. So wollte er ihnen die Tatsache einprägen, daß sie ohne diesen Geist ihren Dienst nicht ausführen konnten.
Der Heilige Geist ist der Atem des geistlichen Lebens in der Seele. Jemanden mit dem göttlichen Geist auszurüsten, bedeutet, ihn mit dem Leben Christi zu erfüllen. Der Geist durchdringt den Empfänger mit den Eigenschaften Christi. Nur wer auf diese Weise von Gott unterwiesen ist, wer die nach innen gerichtete Wirksamkeit des Geistes spürt und in wem sich das christusähnliche Leben offenbart, der kann als Bevollmächtigter der Gemeinde dienen.
„Welchen ihr die Sünden erlasset“, sagte Christus, „denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.“ Johannes 20,22.23. Der Herr gibt damit niemandem die Freiheit, über andere ein Urteil zu fällen. Schon in der Bergpredigt forderte Jesus seine Zuhörer auf, diese Angewohnheit zu lassen; denn das Richten steht allein Gott zu. Der Gemeinde aber als Organisation ist vom Herrn eine Verantwortung für jedes einzelne Glied auferlegt. Gegenüber denen, die in Sünde fallen, hat die Gemeinde die Pflicht, zu warnen, zu belehren und, falls es möglich ist, zu bessern. „Weise zurecht, drohe, ermahne mit aller Geduld und Lehre“ (2.Timotheus 4,2), so sagt der Herr. Bleibe ehrlich gegenüber jedem Unrecht; warne jede Seele, die in Gefahr ist; überlasse niemand dem Selbstbetrug; nenne die Sünde bei ihrem richtigen Namen; verkündige, was Gott über die Lüge, über das Brechen des Sabbats, über Stehlen, Abgötterei und jede andere Sünde gesagt hat. „Die solches tun, werden das Reich Gottes nicht erben.“ Galater 5,21. Wenn sie aber in ihrer Sünde beharren, wird das Gericht, das du ihnen aus der Heiligen Schrift angekündigt hast, im Himmel über sie ausgesprochen werden. Indem sie die Sünde wählen, verstoßen sie Christus. Die Gemeinde muß zeigen, daß sie deren Taten nicht gutheißt, oder sie selbst entehrt ihren Herrn. Sie muß über die Sünde ebenso urteilen wie Gott; sie muß die Übertretungen genauso behandeln, wie Gott es vorgeschrieben hat, dann wird ihre Handlungsweise im Himmel bestätigt werden. Wer die Vollmacht der Gemeinde verachtet, der verachtet damit die Autorität Christi.
Doch diese Darstellung hat noch eine angenehmere Seite. „Welchen ihr die Sünden erlasset, denen sind sie erlassen.“ Johannes 20,22.23. Dieser Gedanke soll vorherrschend sein. Blickt bei der Arbeit für die Irrenden mit beiden Augen auf den Heiland! Die Hirten sollten die Herde von des Herrn Weide mit liebevoller Fürsorge leiten. Den Irrenden sollten sie von der vergebenden Gnade des Herrn erzählen und den Sünder ermutigen, seine Taten zu bereuen und an den zu glauben, der vergeben kann. Laßt die Diener Gottes im Namen des göttlichen Wortes verkünden: „Wenn wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Untugend.“ 1.Johannes 1,9. Alle Reumütigen haben die Versicherung: „Er wird sich unser wieder erbarmen, unsere Schuld unter die Füße treten und alle unsere Sünden in die Tiefen des Meeres werfen.“ Micha 7,19.
Mit dankbarem Herzen sollte die Reue des Sünders von der Gemeinde angenommen, der Bußfertige aus der Finsternis des Unglaubens in das Licht des Glaubens und der Gerechtigkeit geführt und seine zitternde Hand in die ihm liebevoll dargebotene Hand Jesu gelegt werden. Eine solcherart geübte Vergebung wird der Himmel gutheißen.
Nur in diesem Sinne besitzt die Gemeinde die Macht, dem Sünder zu vergeben; denn das Lösen von der Sünde kann nur durch den Verdienst Christi erreicht werden. Weder einem Menschen noch einer Vereinigung von Menschen ist die Macht gegeben, die Seele von Schuld zu befreien. Christus beauftragte seine Jünger, die Vergebung der Sünden in seinem Namen allen Völkern zu predigen; aber sie selbst waren nicht ermächtigt worden, auch nur die geringste Sünde hinwegzunehmen. In Jesu Namen allein ist Heil, und „ist auch kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, darin wir sollen selig werden“. Apostelgeschichte 4,12.
Als Jesus zum ersten Mal seinen Jüngern im Obergemach erschienen war, hatte Thomas gefehlt. Er hörte wohl die Berichte der anderen und erhielt genügend Beweise für die Auferstehung des Herrn; dennoch erfüllten Schwermut und Unglaube sein Herz. Als er die Jünger von den wunderbaren Bekundungen des auferstandenen Heilandes erzählen hörte, stürzte ihn das nur noch in tiefere Verzweiflung. Wenn Jesus wirklich von den Toten auferstanden wäre, dann bestünde fortan keine Hoffnung mehr auf ein irdisches Königreich im engeren Sinne des Wortes. Auch verletzte es seine Eitelkeit, wenn er daran dachte, daß sein Meister sich allen Jüngern außer ihm offenbart haben sollte. Er war daher entschlossen, das Gehörte nicht zu glauben, und brütete eine ganze Woche lang über seinem Elend, das ihm im Gegensatz zu der Hoffnung und dem Glauben seiner Brüder um so dunkler erschien.
Während dieser Zeit hatte Thomas wiederholt erklärt: „Wenn ich nicht in seinen Händen sehe die Nägelmale und lege meinen Finger in die Nägelmale und lege meine Hand in seine Seite, kann ich‘s nicht glauben.“ Johannes 20,25. Er wollte nicht durch die Augen seiner Brüder sehen oder einen Glauben üben, der sich auf ihr Zeugnis stützte. Er liebte seinen Herrn von ganzem Herzen; aber er hatte Eifersucht und Unglauben in sein Herz und in seine Gedankenwelt eindringen lassen.
Einem Teil der Jünger diente das vertraute obere Gemach als vorläufige Unterkunft, und abends versammelten sich dort alle außer Thomas. Eines Abends entschied sich auch Thomas, mit den anderen Jüngern zusammenzukommen. Trotz seines Unglaubens hegte er die schwache Hoffnung, daß jene gute Nachricht doch wahr sein könnte. Während des Abendessens sprachen die Jünger über die Beweise, die Jesus ihnen in den Weissagungen gegeben hatte. Plötzlich „kommt Jesus, da die Türen verschlossen waren, und tritt mitten ein und spricht: Friede sei mit euch“! Johannes 20,26.
Dann wandte er sich an Thomas und sagte: „Reiche einen Finger her und siehe meinen Hände und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!“ Johannes. 20,27. Diese Worte zeigten, daß dem Herrn die Gedanken und Worte des Thomas gut bekannt waren. Der zweifelnde Jünger wußte, daß niemand seiner Mitjünger den Herrn in der vergangenen Woche gesehen hatte. Sie konnten Jesus nichts von seinem Unglauben erzählt haben. Da erkannte er seinen Herrn, und er wollte keinen weiteren Beweis. In überströmender Freude warf er sich Jesus zu Füßen und rief: „Mein Herr und mein Gott!“ Johannes 20,28.
Jesus nahm sein Bekenntnis an, tadelte ihn aber mit freundlicher Milde wegen seines Unglaubens: „Weil du mich gesehen hast, Thomas, so glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!“ Johannes 20,29. Der Glaube des Thomas hätte den Heiland mehr gefreut, würde er dem Zeugnis seiner Brüder geglaubt haben. Folgte die Welt heute dem Beispiel des Thomas, dann glaubte niemand an die Erlösung; denn alle, die Christus annehmen, müssen sich auf das Zeugnis anderer stützen.
Viele, die zum Zweifel neigen, entschuldigen sich damit, daß sie behaupten, sie würden gewiß glauben, wenn sie den Beweis bekämen, den Thomas von seinen Gefährten bekommen hatte. Sie erkennen aber nicht, daß sie nicht nur diesen Beweis, sondern noch weitaus mehr Zeugnisse haben. Viele, die ähnlich wie Thomas darauf warteten, daß ihnen jeder Anlaß zum Zweifel aus dem Wege geräumt wird, werden nie ihre Wünsche verwirklicht sehen. Allmählich werden sie immer tiefer in den Unglauben verstrickt. Wer sich dazu erzieht, nur auf die schwierige Seite zu schauen, zu murren und zu klagen, erkennt nicht, was er tut. Er sät den Samen des Zweifels und wird auch eine Ernte des Zweifels einbringen. In einer Zeit, in der Glaube und Vertrauen besonders wichtig sind, werden sich auf diese Weise viele außerstande sehen, zu hoffen und zu glauben.
Durch sein Verhalten gegenüber Thomas gab Jesus seinen Nachfolgern eine gute Lehre. Sein Beispiel zeigt uns, wie wir die Glaubensschwachen und die Zweifler behandeln sollen. Jesus überhäufte Thomas nicht mit Vorwürfen, noch ließ er sich mit ihm in Streitfragen ein. Er offenbarte sich dem Zweifelnden. Thomas hatte äußerst unvernünftig gehandelt, als er vorschrieb, unter welchen Bedingungen er glauben wolle; Jesus aber brach durch seine großmütige Liebe und Rücksicht alle Schranken nieder. Der Unglaube wird selten durch Wortgefechte überwunden. Er greift gewöhnlich zur Selbstverteidigung und findet immer neue Unterstützung und Entschuldigungsgründe. Doch laßt Jesus in seiner Liebe und Barmherzigkeit als den gekreuzigten Heiland offenbart werden, und viele einst unwillige Lippen werden das Bekenntnis des Thomas nachsprechen: „Mein Herr und mein Gott!“
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