Hohelied 6
»Wo ist denn dein Freund hingegangen, o du Schönste unter den Frauen? Wo hat sich dein Freund hingewandt? So wollen wir ihn mit dir suchen.«
2 Mein Freund ist hinabgegangen in seinen Garten, zu den Balsambeeten, dass er weide in den Gärten und Lotosblüten pflücke.
3 Mein Freund ist mein und ich bin sein, der unter Lotosblüten weidet.
4 Du bist schön, meine Freundin, wie Tirza, lieblich wie Jerusalem, überwältigend wie die Bilder am Himmel.
5 Wende deine Augen von mir; denn sie verwirren mich. Deine Haare sind wie eine Herde Ziegen, die herabsteigen vom Gebirge Gilead.
6 Deine Zähne sind wie eine Herde Schafe, die aus der Schwemme kommen; alle haben sie Zwillinge, und keines unter ihnen ist unfruchtbar.
7 Deine Schläfen sind hinter deinem Schleier wie eine Scheibe vom Granatapfel.
8 Sechzig Königinnen sind es und achtzig Nebenfrauen und Jungfrauen ohne Zahl.
9 Aber eine ist meine Taube, meine Makellose; die Einzige ist sie für ihre Mutter, das Liebste für die, die sie geboren hat. Als die Töchter sie sahen, priesen sie sie glücklich; die Königinnen und Nebenfrauen rühmten sie.
10 Wer ist sie, die hervorbricht wie die Morgenröte, schön wie der Mond, klar wie die Sonne, überwältigend wie die Bilder am Himmel?
11 Ich bin hinabgegangen in den Nussgarten, zu schauen die Knospen im Tal, zu schauen, ob der Weinstock sprosst, ob die Granatbäume blühen.
12 Mein Verlangen zog mich, ich wusste nicht wie, zu den Wagen Ammi-Nadibs.
(c) Lutherbibel, revidierte Fassung 1984, durchgesehene Ausgabe, © 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart, (www.dbg.de)
Kommentar
Kapitel 6 enthält den zweiten der drei Refrains des Hohenlieds. Es handelt von der Gleichheit, Gemeinsamkeit, Einheit und gegenseitige Liebe des Ehepaars. Sulamith sagt zu ihrem Mann: “Ich bin meines Geliebten und mein Geliebter ist mein. (6,3) Das Kapitel enthält den dritten von den vier wasfs (Ausdruck des Lobes), um die Schönheit der Geliebten zu beschreiben. (Die weiteren 3 wasfs finden wir in: 3,6-11;4,8-15; und 6,13-7,9).
Salomons Ehefrau nennt ihren Mann: “...schön wie der Mond, rein wie die Sonne, furchtbar wie Kriegsscharen.” (Vers 10) Ellen White benutzt diese Sprache auch, allerdings in Verbindung mit den Menschen, die Entschieden für die Gemeinde eintreten: “Solange sie vereint blieben, würde die Gemeinde „schön wie der Mond, klar wie die Sonne, gewaltig wie ein Heer“ (Hohelied 6,10) vorangehen. Nichts könnte ihr ständiges Umsichgreifen aufhalten. Die Gemeinde schritte von Sieg zu Sieg und erfüllte herrlich ihren göttlichen Auftrag, der Welt das Evangelium zu verkündigen. {WA 92.1}
“Herr, hilf dass deine Gemeinde der letzten Zeit auch diese Erfahrung macht! Amen”
Richard M. Davidson
Professor of Old Testament Interpretation
Andrews University Theological Seminary