Psalm 77
1 "Ein Psalm Asafs, vorzusingen, für Jedutun."
2 Ich rufe zu Gott und schreie um Hilfe, zu Gott rufe ich und er erhört mich.
3 In der Zeit meiner Not suche ich den Herrn; / meine Hand ist des Nachts ausgereckt und lässt nicht ab; denn meine Seele will sich nicht trösten lassen.
4 Ich denke an Gott - und bin betrübt; ich sinne nach - und mein Herz ist in Ängsten. "SELA".
5 Meine Augen hältst du, dass sie wachen müssen; ich bin so voll Unruhe, dass ich nicht reden kann.
6 Ich gedenke der alten Zeit, der vergangenen Jahre.
7 Ich denke und sinne des Nachts / und rede mit meinem Herzen, mein Geist muss forschen.
8 Wird denn der Herr auf ewig verstoßen und keine Gnade mehr erweisen?
9 Ist's denn ganz und gar aus mit seiner Güte, und hat die Verheißung für immer ein Ende?
10 Hat Gott vergessen, gnädig zu sein, oder sein Erbarmen im Zorn verschlossen? "SELA".
11 Ich sprach: Darunter leide ich, dass die rechte Hand des Höchsten sich so ändern kann.
12 Darum denke ich an die Taten des HERRN, ja, ich denke an deine früheren Wunder
13 und sinne über alle deine Werke und denke deinen Taten nach.
14 Gott, dein Weg ist heilig. Wo ist ein so mächtiger Gott, wie du, Gott, bist?
15 Du bist der Gott, der Wunder tut, du hast deine Macht bewiesen unter den Völkern.
16 Du hast dein Volk erlöst mit Macht, die Kinder Jakobs und Josefs. "SELA".
17 Die Wasser sahen dich, Gott, die Wasser sahen dich und ängstigten sich, ja, die Tiefen tobten.
18 Wasser ergossen sich aus dem Gewölk, / die Wolken donnerten, und deine Pfeile fuhren einher.
19 Dein Donner rollte, Blitze erhellten den Erdkreis, die Erde erbebte und wankte.
20 Dein Weg ging durch das Meer / und dein Pfad durch große Wasser; doch niemand sah deine Spur.
21 Du führtest dein Volk wie eine Herde durch die Hand des Mose und Aaron.
(c) Lutherbibel, revidierte Fassung 1984, durchgesehene Ausgabe, © 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart, (www.dbg.de)
Kommentar
Es gibt viele traurige Dinge über Selbstmitleid. Eins davon ist, dass sonst niemand darüber bescheid weiß. Selbstmitleid frisst uns langsam auf. Ungehindert kann es uns ernsthaft schaden - viel mehr als die tatsächlichen Ereignisse, die ursprünglich dazu geführt hatten.
Beachte Elia. Gott hatte eine gewaltige Unterstützung bewiesen, als sie zusammen den Baalskult mit all seinen falschen Propheten dezimierten und das Volk Israel wieder zu Gott brachten. Es schien, als wäre nichts unmöglich mit Gott. Und doch floh der tapfere Prophet vor einer einzigen Frau. Stell dir vor, was für eine Auswirkung dieses Wissen auf die Tausende hatte, die sich eben erst wieder Elias mächtigem Gott zugewandt hatten. Wenn Gott nicht eingegriffen hätte wüssten wir nicht, wie weit er in die Wildnis gelaufen wäre und wann er - ob er überhaupt- zurückgekommen wäre.
In den ersten zehn Versen badet sich der Psalmist in Selbstmitleid, indem er "ich", "mir" und "mein" mehr als zehnmal benutzt. Zum Glück führen ihn die letzten paar "ichs" hinaus aus der Grube. Sie richten seine Aufmerksamkeit auf Gott und beenden damit die Depression. Durch das Nachdenken über Gottes Werk vergisst er seine belanglosen Probleme.
Gordon Christo